
Die Hügelgräber im Archäologiepark Gävernitz
Im Herzen des Archäologiepark Gävernitz (nordwestlich von Dresden) stehen zwei beeindruckende Grabhügel aus der späten Bronzezeit, die ungefähr 1200 Jahre vor Christus errichtet wurden. In diesem in Sachsen einzigartigen archäologischen Freilichtmuseum werden die Gräber und ihre Epoche durch moderne Bildungs- und Informationsangebote lebendig und greifbar dargestellt.
Im Archäologiepark Gävernitz können Sie einen Eindruck von der Bronzezeit erhalten. Von Getreidemahlen über Schmuckherstellung bis hin zum Töpfern von Keramiken – hier können Sie das Leben und die Praktiken der damaligen Zeit hautnah nachempfinden. Es gibt verschiedene Aktivitäten für die ganze Familie, thematische Führungen und kreative Workshops, die dazu einladen, selbst aktiv zu werden, Neues zu erleben und zu lernen.
Begleiten Sie uns auf einer faszinierenden Reise zurück in die Bronzezeit und erweitern Sie Ihr Wissen über das Leben der Menschen, die vor mehr als 3000 Jahren hier lebten. Tauchen Sie ein in eine Epoche, in der das Entfachen eines Feuers reine Handarbeit war und die Zubereitung von Speisen mehrere Stunden dauern konnte.
Viel zu sehen und zu erleben im Archäologiepark Gävernitz
Im Zentrum des Archäologieparks Gävernitz stehen zwei rekonstruierte Grabhügel aus der Bronzezeit. Diese faszinierenden Strukturen bestehen aus einem mehrschichtigen äußeren Steinring und einem zentralen Steinkern, der ursprünglich von einem Erdhügel bedeckt war. Der größere der beiden Grabhügel scheint geplündert worden zu sein, wie die spärlichen Reste von Leichenbrand, Holzkohle und Scherben nahelegen. Im kleineren Hügel wurden hingegen Urnen mit den Überresten eines Erwachsenen und zweier Kinder gefunden, zusammen mit Grabbeigaben wie Keramikgefäßen und kleinen Bronzeringen.
Dank der großzügigen Unterstützung durch das Förderprogramm „Neustart Kultur“ des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA) und des Deutschen Museumsbundes, sind auf dem Gelände sechs ausführliche Informationstafeln aufgestellt worden.
Sie bieten Besuchern Hintergrundinformationen zu den Grabhügeln, ihrer Ausgrabung und Rekonstruktion, sowie Einblicke in die späte Bronzezeit der Region.
Mit der Augmented Reality-Anwendung, die im Rahmen des Projekts entwickelt wurde, können Besucher eine visuelle Zeitreise in die Bronzezeit unternehmen. An sieben Stationen können sie mithilfe eines Barcodes auf ihrem Smartphone oder Tablet 3D-animierte Tongefäße, Bronzewerkzeuge, ein Langhaus und die Szenen einer Totenverbrennung virtuell entdecken.
In der Nähe der rekonstruierten Grabhügel wurde eine gemütliche Sitzgruppe mit einer Feuerstelle eingerichtet. Hier können Besucher entspannen und den weiten Blick in die Landschaft in Richtung Kmehlen genießen.
Die archäologischen Felder des Archäologieparks Gävernitz bieten jedem Besucher die Möglichkeit, das bronzezeitliche Leben hautnah nachzuempfinden. Ob beim Mahlen von Mehl für selbstgebackenes Brot oder beim Herstellen von eigenem Schmuck – hier ist aktives Erleben und Lernen ausdrücklich erwünscht.


Anfahrt und Parken
Besuchen Sie den Archäologiepark Gävernitz, der sich etwa 20 km westlich der Stadtgrenze Dresdens und einen halben Kilometer südlich von Gävernitz, in der Gemeinde Priestewitz, im Landkreis Meißen, befindet. Die Zufahrt zum Park liegt direkt an der Bundesstraße 101 zwischen Meißen und Großenhain, genau an einer leichten Kurve – also bitte beim Ein- und Ausfahren aufpassen! Es gibt vier Parkbuchten direkt auf dem Gelände, aber bitte beachten Sie, dass das Parken auf dem Radweg nicht gestattet ist.
Sollten diese Parkplätze belegt sein, finden Sie weitere Parkmöglichkeiten auf dem P+R Parkplatz in der Rosenheimer Straße in Priestewitz. Von dort aus bringt Sie der Bus 409 in Richtung Meißen nach Gävernitz. Vom Busstop aus sind es nur noch zehn Gehminuten bis zum Eingang des Archäologieparks Gävernitz.
Bei Veranstaltungen öffnen wir zusätzlich das Gelände vor der Holzscheune, die sich unmittelbar nördlich des Parks befindet, für das Parken.
Archäologiepark Gävernitz: Die Geschichte
Die Anfänge um 1930
Die Geschichte des Archäologieparks Gävernitz begann im Herbst 1928, als bei Pflugarbeiten auf dem damals zum Oberwerk Ober-Gävernitz gehörenden Grundstück erste Überreste einer Grabanlage gefunden wurden. Diese Entdeckung war dem Einsatz eines Motorpflugs zu verdanken, der erstmals von Balduin Pfeil, dem damaligen Eigentümer des Geländes, genutzt wurde und tiefer in die Bodenschichten eindringen konnte als die zuvor genutzten Geräte.
Ein störender Quarzitblock, der gesprengt werden sollte, führte die Arbeiter zu dem größeren Zusammenhang eines unterirdischen Bauwerks. Infolgedessen stoppte Pfeil die Sprengungen und nahm Kontakt mit dem „Staatlichen Museum für Vorgeschichte“ in Dresden auf.
Im April des folgenden Jahres wurde die Fundstelle inspiziert und eine Ausgrabung beschlossen. Unter der Leitung des Prähistorikers Gotthard Neumann und im Auftrag des Dresdner „Archivs urgeschichtlicher Funde aus Sachsen“ begannen die Ausgrabungsarbeiten. Es stellte sich heraus, dass eine ca. 3000 Jahre alte Grabanlage entdeckt wurde, die sorgfältig ausgegraben, vermessen und dokumentiert wurde.
Die Grabanlage, deren Rekonstruktion und Wiederherstellung stets im Fokus stand, hatte einen Durchmesser von 14 Metern, während ein innerer Ring einen Durchmesser von 3,4 Metern aufwies. Trotz der Abwesenheit von sensationellen Funden im Inneren des Grabes – das vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit geplündert wurde – fand Neumann zahlreiche Hinweise auf einen ursprünglich reichen Inhalt, darunter Bruchstücke von reich verzierten Grabgefäßen, den Rest einer Handmühle, eine Gussform und eine Feuersteinklinge.
Aufgrund dieser Funde und anderer Merkmale konnte Neumann feststellen, dass die Grabanlage aus der Spätbronzezeit um etwa 1000 v. Chr. stammt. Darüber hinaus vermutete er, dass es sich um das Grab einer einzelnen Person, möglicherweise einer hochrangigen Persönlichkeit oder sogar eines Fürsten, handelte, obwohl die genaue Identität und gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen nicht abschließend geklärt werden konnte.
Neumann wies auch darauf hin, dass diese Grabanlage wahrscheinlich Teil eines größeren Gräberfeldes war, das sich einst über den gesamten Berg erstreckte. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass bereits 1832 bei Straßenbauarbeiten südlich von Gävernitz Teile einer frühen Bronzeaxt gefunden wurden.
Schnelle Popularität
Die Ausgrabungen im Archäologiepark Gävernitz zogen schnell eine breite Öffentlichkeit an und machten den Ort zu einem beliebten Ausflugsziel. Sowohl lokale Medien als auch die Gemeinschaft zeigten großes Interesse an den Arbeiten. Während der Ausgrabungsphase kamen im Durchschnitt 200 Menschen täglich zur Besichtigung des Geländes, und an Spitzentagen waren es sogar über 1800. Es war besonders erfreulich, dass viele Schulklassen den Ort besuchten und so ein direkter Einblick in die Geschichte ermöglicht wurde.
Bis zum Abschluss der Arbeiten am 10. Juni 1929 hatten über 19.000 Personen aus verschiedenen Altersgruppen und Berufen die Gelegenheit, das Gelände unter der Führung von Gotthard Neumann, seinem Mitarbeiter Hermann Dengler aus Radebeul und vielen freiwilligen Helfern zu erkunden. Unter diesen Freiwilligen zeichneten sich Richard Schöler, ein Lehrer aus Wantewitz, und der Meißner Martin Schnelle besonders aus. Schnelle widmete sich vor allem dem Besucherstrom und führte ein detailliertes Register.
Die Ausgrabungen wurden auch durch zahlreiche Fotografien gut dokumentiert, die größtenteils von dem Prähistoriker und späteren Direktor des „Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte in Dresden“, Georg Bierbaum, sowie von Paul Noack, einem Fotografen, der im Heimatschutz tätig war, aufgenommen wurden.
In seinem 1930 veröffentlichten Bericht „Das große Grab von Gävernitz…“ gab Neumann einen ausführlichen Einblick in die Ausgrabungen, den Fundort und die Ergebnisse. Mit Begeisterung verglich er die Bedeutung des Fundes für Sachsen mit der der Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Ein besonderes Highlight stellte für Neumann der Besuch des Ministeriums für Volksbildung am 14. Mai 1929 dar.
Im Oktober desselben Jahres beendete Neumann seine Arbeit beim Museum für Vorgeschichte, um nach Jena an das „Germanische Museum der Universitätsanstalt für Vor- und Frühgeschichte“ zu wechseln. Doch bevor er seine neue Stelle im Januar des folgenden Jahres antrat, blieb Neumann noch einige Zeit in Dresden, um die Restaurierungsarbeiten in Gävernitz zu begleiten.
Der Vorläufer des heutigen Archäologieparks
Die bedeutenden archäologischen Funde in Gävernitz befanden sich nur ungefähr 40 Zentimeter unter der Erdoberfläche und mussten daher vor zukünftiger landwirtschaftlicher Nutzung geschützt werden. Der Besitzer des Geländes, Balduin Pfeil, erklärte sich bereit, das Gelände der Fundstelle für den Aufbau einer Gedenkstätte zu übereignen. Im Jahr 1930 begannen daher Rekonstruktionsarbeiten, um den von Gotthard Neumann entdeckten Grabhügel entsprechend den wissenschaftlichen Erkenntnissen wiederherzustellen. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der ein Viertel der Kosten trug, leitete dieses Vorhaben. Zudem unterstützten das Ministerium für Volksbildung und weitere öffentliche Institutionen die Finanzierung. Spenden aus der Bevölkerung wurden ebenfalls eingeworben.
Schließlich erwarb der Landesverein Sächsischer Heimatschutz das Gelände mit dem Ziel, einen archäologischen Park zu errichten, der der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Während der Geländegleichmachungsarbeiten entdeckten die Arbeiter in unmittelbarer Nachbarschaft die Überreste eines weiteren, kleineren Grabhügels (Grabhügel II). Dieser wurde ebenfalls rekonstruiert und erweiterte so die Attraktivität von Gävernitz. Ab 1934 bot ein kleines Blockhaus im Park Ausstellungsfläche für Schautafeln und Fundstücke (bzw. deren Gipsmodelle) der Gävernitzer Ausgrabungen. Ein zerlegbares Gipsmodell im Maßstab 1:20, das vom Dresdner Bildhauer Hans Rödig erstellt wurde und das Innere der Hügelgräber darstellte, half bei der Veranschaulichung der Funde. 1936 wurde eine große Hinweistafel auf dem Gelände platziert, und seit dem 18. Juni 1941 stehen die Hügelgräber von Gävernitz unter Denkmalschutz.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam jedoch ein vorläufiger Stopp für das Freilichtmuseum in Gävernitz. Obwohl die Grabhügel selbst unversehrt blieben, war das Areal nach dem Krieg verwüstet und das Blockhaus schwer beschädigt und geplündert. Die wenigen Überreste des Blockhauses wurden 1947 in einer Scheune von Balduin Pfeil eingelagert, da die finanziellen Mittel für eine Wiederherstellung des Museums fehlten. 1949 wurde der Landesverein Sächsischer Heimatschutz enteignet und das Gelände verfiel in Stille. Allerdings wurde der Denkmalschutz für die Hügelgräber von Gävernitz am 10. Mai 1973 erneut bekräftigt.
Archöologiepark Gävernitz 2022 eröffnet
Seit 2020 ist das Areal des Archäologieparks Gävernitz im Eigentum von Norbert Sauer, einem Unternehmer aus Großenhain. Zusammen mit weiteren Unterstützern und dem im Oktober 2020 gegründeten Verein „Archäologieparks Gävernitz“ e.V. hat er sich dafür eingesetzt, das ehemalige Freilichtmuseum wiederzubeleben. Zuvor war das Gelände Eigentum des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz.
Am 10. Juni 2022 war es dann soweit: In Anwesenheit des Sächsischen Staatsministers für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, wurde der Archäologiepark Gävernitz offiziell eröffnet. Dieses Projekt, bei dem die beiden Hügelgräber und das Fundament des ursprünglichen Blockhauses freigelegt wurden, erhielt finanzielle Unterstützung in Form von 44.500 Euro aus dem Leader-Programm der EU und einer Prämie von 1.000 Euro aus dem Ideenwettbewerb „Landschaftspflege“ des Dresdner Heidebogen e. V. Darüber hinaus wurden mehrere Informations- und Hinweistafeln sowie thematische Felder rund um die Archäologie aufgestellt. Zur Ergänzung der Öffentlichkeitsarbeit wurde ein kleiner Flyer erstellt, der einen Überblick über den Archäologiepark Gävernitz bietet, und eine Website eingerichtet.
Die ambitionierten Pläne für den Archäologiepark Gävernitz gehen jedoch noch weiter. Auf dem alten Fundament des Blockhauses sollen ein Ersatzneubau und ein bronzezeitliches Langhaus errichtet werden, die als Schulungs- und Ausstellungsräume dienen. Zudem sind ein Kinderspielplatz und ein Rastplatz entlang des Radwegs, der parallel zur Bundesstraße 101 verläuft, in Planung.