Die Weinbergkirche in Pillnitz

Bei der Weinbergkirche „Zum Heiligen Geist“ handelt es sich um eine evangelische barocke Dorfkirche in Dresden Pillnitz oberhalb von Schloss Pillnitz. Ihren Namen erhielt sie aufgrund ihrer Lage im Weinberg des sächsischen Königshauses. Ihre Bedeutung erhält sie auch aufgrund des Umstandes, dass sie der erste Entwurf eines Kirchenbaus von Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann ist, der tatsächlich umgesetzt wurde. Der berühmte Architekt legte die Entwürfe für diesen Kirchenbau vor, nachdem er die maßgeblichen Gäude des Zwingers in Dresden geschaffen hatte. Der von Pöppelmann hier errichtete Kirchentypus wurde später in Sachsen auch bei weiteren Kirchen, zum Beispiel in Röhrsdorf bei Pirna und in Rammenau, aufgegriffen. Übrigens sollte man die Weinbergkirche in Dresden Pillnitz nicht mit der Weinbergskirche in Dresden-Trachau verwechseln.

Anfahrt und Parken

Die genaue Adresse der Weinbergkirche lautet Bergweg 3, 01326 Dresden-Pillnitz.

Für die Anfahrt mit dem PKW

  • Über die Autobahn A4: Nutzen Sie die Abfahrten Dresden-Hellerau oder Dresden-Altstadt und folgen Sie dann den Ausschilderungen Richtung Pillnitz
  • Über die Autobahn A17: Nutzen Sie die Abfahrt Pirna, dann weiter auf der Bundesstr. 172a bzw. der Staatsstr. 177 in Richtung Radeberg bis zur Ausfahrt Graupa, dann weiter nach Pillnitz
Parken können sehr wenige Fahrzeuge direkt am Bergweg. Wir empfehlen Ihnen aber den nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen Parkplatz Lohmener Straße bzw. Otto-Schindler-Straße. Sollte dieser belegt sein, kommt auch der auf der anderen Seite des Schlosses Pillnitz gelegene Parkplatz Leonardo-da-Vinci-Straße in Frage. Beide Parkplätze sind gebührenpflichtig.
Weinbergkirche Pillnitz - Altar
Sollten Sie aus der Dresdner Innenstadt anreisen, können Sie natürlich auch den Öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die Buslinie 63 hat mit „Pillnitz Schloss“ und „Pillnitzer Platz“ Haltestellen, von denen aus Sie jeweils in nur wenigen Schritten die Weinbergkirche erreichen.

Beschreibung der Weinbergkirche

Die Weinbergkirche Pillnitz besitzt rechteckigem Grundriss. Der Haupteingang befindet sich an der Südseite, und wird über eine Treppe mit zwei Läufen betreten. Über dem Haupteingang findet sich eine von Johann Benjamin Thomae gefertigte Sandsteinplastik. Sie zeigt das kursächsische und das polnische Wappen sowie die Königskrone, denn der zu jener Zeit Sachsen regierende August der Starke (dessen Monogramm AR für Augustus Rex, sich ebenfalls auf der Plastik findet) war unter dem Namen August II. zugleich König von Polen. In der Mitte der Weinbergkirche wurden ein Gruftgewölbe angelegt.

Auf dem Walmdach der Weinbergkirche befindend sich ein zentral positionierter Dachreiter aus Holz mit einem unten quadratischen, dann aber achtseitigen Grundriss.

Weinbergkirche Pillnitz - Taufstein

Den Abschluß bildet eine helmförmige Dachhaube, die von einer Turmkugel mit Wetterfahne gekrönt wird. Bis zum Sockel der Wetterfahne ist die Weinbergkirche 31,10 Meter hoch. Zur Kostenersparnis hatte die Kirche von Anfang an keinen teuren Fassadenschmuck aus Sandstein, sondern stattdessen eine Illusionsbemalung, die eine Fassadengliederung vorgaukelt und das Gebäude gestalterisch dem Schloss Pillnitz angleicht.

Das Innere der Kirche kommt auf Maße von rund 10 Metern Breite auf 20 Meter Länge bei einer Innenhöhe von zirka 8 Metern. Die Decke ist einfach und flach ausgeführt und mit einer Verzierung aus einfachen Stuckleisten versehen. Den Boden bilden Sandsteinplatten, wobei der Altar seine Erhöhung durch eine Stufe erhält. Die Weinbergkirche besitzt zwölf hohe Fenster. Bis zu 500 Personen finden in dem Gotteshaus Platz.

Altar der Weinbergkirche

Der Altar der Weinbergkirche datiert aus dem Jahr 1648 und wurde von Johann Georg Kretzschmar(1612–1653) aus Colditz geschaffen. Gefertigt aus Sandstein ist der Altar 2,70 Meter breit und 5,85 Meter hoch. Die Predella zeigt auf der linken Seite das Wappen der Stifterfamilie von Bünau und auf der rechten Seite das Wappen derer von Löser. Beide – farbig gehaltene – Wappen werden getrennt durch einen Puttenkopf. Ein großes Relief stellt das Abendmahl der zwölf Jünger mit Christus dar. Außen stehen zwei Apostel-Figuren mit je etwa einem Meter Höhe. Dargestellt sind links der Heilige Petrus (gekennzeichnet durch Schlüssel und Buch) und rechts Paulus (zu erkennen an Schwert und Buch). Abgeschlossen wird der Altar durch eine Figur des auferstandenen Christus, der die rechte Hand zur Erteilung des Segens erhosben und in der linken die Glaubensfahne.

Taufstein

Man vermutet, daß der Taufstein vor dem Altar etwa zur gleichen Zeit geschaffen wurde wie der Altar und ebenfalls Johann Georg Kretzschmar als Erbauer angesehen werden muß. Der Deckel wurde aus Holz erstellt, der Korpus hingegen aus Sandstein. Analog zum Altar ist der Taufstein in weiß gehalten und mit Goldverzierungen ergänzt. Die Marmorierung des Sockel wurde nur aufgemalt.

Kanzel

Ebenfalls aus Sandstein wurde die Kanzel gefertigt. Der Schalldeckel der Kanzel aus Holz ist wie der Kanzelkorb sechsseitig. Er gehörte zusammen mit der Brüstung des Kanzelkorbs zu einer älteren Anlage aus dem 17. Jahrhundert und entspricht in seiner Derbheit dem Stil des Altars und des Taufsteins. Wahrscheinlich ist, dass diese Kanzelteile aus der alten Schlosskirche stammen.

Zur Geschichte der Weinbergkirche

Als Vorgängerbau der Weinbergkirche gilt – auch wenn sie an anderer Stelle stand – die Schlosskirche Pillnitz aus dem Jahr 1596. Dabei handelte es sich um einen spätgotischen Bau mit einem etwa 30 Meter hohen Turm. 1720 begann August der Starke mit dem Bau des heutigen Schlosses Pillnitz an Stelle des dort zuvor befindlichen Renaissanceschlosses. Da das neue Schloss größer ausfiel, wurde zu dessen Bau auch das Grundstück benötigt, auf dem sich die Schlosskirche befand. Dem für den Schlossbau notwendigen Abriß der Schlosskirche stimmte das Oberkonsistorium der evangelischen Kirche in Dresden nur unter der Bedingung eines Kirchenneubaus in Pillnitz zu. Auf Befehl August des Starken und unter Verwendung einiger Teile der Ausstattung sowie Baumaterials der abgebrochenen Schlosskirche wurde ab 1723 die Weinbergkirche erbaut und im November 1725 geweiht.

Weinbergkirche Pillnitz - Kanzel

Obwohl die sächsische Herrscherfamilie der Wettiner katholisch waren und es sich bei der Weinbergkirche um eine evangelische Kirche handelte, kam der Hof in Dresden für den Erhalt der Kirche auf, bis 1918 die Monarchie abgeschafft wurde. Danach ging die Kirche zunächst in die Hand des Staates und dann an die evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsen über. Bereits in den 1930er Jahren wurde ein beginnender Verfall der Kirche beklagt, der sich zu DDR-Zeiten verstärkte, als die Landeskirche nicht mehr über die Mittel verfügte, um dieses Gebäude zu erhalten. Auch darum wurde sie 1976 entwidmet. 1983 übernahmen die Stadt Dresden bzw. die Staatlichen Kunstsammlungen das ehemalige Gotteshaus und nutzten es nach notdürftigen Sicherungen als Lagergebäude.

Erst nach der politischen Wende, im Jahr 1990 konnte die Restaurierung der Kirche in den Blick genommen gefaßt werde. Vor allem der Interessengemeinschaft Weinbergkirche Pillnitz e.V. ist es zu verdanken, daß Spenden gesammelt und Fördermittel aquiriert werden konnten. Sozusagen als erster Bauabschnitt wurde 1991 der rekonstruierte Dachreiter übergeben. Nach der Neueindeckung des Daches und der Erneuerung des Außenputzes konnte die Kirche 1993 äußerlich wiederhergestellt dem Freistaat Sachsen als neuem Eigentümer übergeben werden. Zwei Jahre später konnte die komplett restaurierte Kirche übergeben werden. Die Restaurierung der Jehmlich-Orgel wurde 1997 abgeschlossen.

Die Pillnitzer Weinbergkirche vom Weinberg aus gesehen