Der Dresdner Kreuzchor existiert seit hunderten von Jahren und gehört – gemeinsam mit den Leipziger Thomanern und den Regensburger Domspatzen – zu den fünf ältesten Knabenchören Deutschlands. Seine musikalische Heimat hat er in der Dresdner Kreuzkirche am Altmarkt im Zentrum der Stadt. Die meisten seiner Auftritte (in Form von Gottesdienste, Vespern und Metten) sind durch das Kirchenjahr vorgegeben. Diese Traditionen sind genau wie der Kreuzchor selbst sehr alt: Die Vesper, eine einstündige kirchlichen Feier, wird seit dem Jahr 1371 ununterbrochen gehalten. Geschichte und Qualität des Chores sind der Grund, weshalb die Kruzianer auch international bei ihren Auftritten große Erfolge feiern. Neben geistlicher Musik bearbeitet der Dresdner Kreuzchor bei seinen Auftritten in nationalen und internationalen Konzertsälen und Kirchen auch weltliche Chorsinfonik. Dabei reicht seine Spannbreite von der Musik der Gregorianik bis hin zu (Ur-)Aufführungen zeitgenössischer Werke.

Der Dresdner Kreuzchor als prägende Bildungseinrichtung

Davon profitieren nicht nur die Zuhörer – die Sänger des Dresdner Kreuzchores erfahren dadurch eine umfassende musikalische Bildung, die sie sich während täglicher Proben erarbeiten. Die Kruzianer (werden die Sänger des Dresdner Kreuzchor genannt) sind allesamt Schüler des Dresdner Kreuzgymnasiums. Sie gehören dem – übrigens von der Stadt Dresden getragenen Chor – von ihrem neunten bis zu ihrem 19. Lebensjahr an.

Viele der Jungen leben dabei die ganze Zeit oder zumindest für eine Weile im sogenannten Alumnat, dem Internat des Chores. Jeder Junge, der in den Kreuzchor aufgenommen werden möchte, durchläuft ein Vorbereitungsjahr, stellt sich Ende der 3. Klasse einer Aufnahmeprüfung und nach deren Bestehen muß er sich noch ein Jahr lang im Chor und in der Gemeinschaft der Kruzianer bewähren, bevor er dauerhaftes Mitglied im Kreuzchor wird. Der Kreuzchor umfaßt etwa 120 Kruzianer, von denen auf die Konzertreisen meist etwa 80 mitgenommen werden.

Insgesamt singen die Kruzianer mehr als 100 Mal im Jahr: etwa 50 Gottesdienste und Vespern, 10 Konzerte in der Kreuzkirche sowie 40 Konzerte auf Tourneen und Gastspielen. Jährlich erleben 150.000 Besucher die Aufführungen des Chores.

Konzerte mit dem Dresdner Kreuzchor

Die Termine und Orte, zu denen Sie den Dresdner Kreuzchor erleben können, entnehmen Sie bitte dieser Aufstellung: Dresdner Kreuzchor – Konzerte

Geschichte des Kreuzchores

Gründungszeit und frühe Jahrunderte des Dresdner Kreuzchores

Das Gründungsdatum des Dresdner Kreuzchores liegt im Dunkeln der Geschichte, weshalb mehrere Varianten kursieren. Einerseits wird davon ausgegangen, daß der Kreuzchor bereits zur urkundlichen Ersterwähnung der Stadt Dresden im Jahr 1216 existierte. Diese Variante geht also von einer über 800jährigen Geschichte des Chores aus, ist allerdings zugleich sehr umstritten. Es sind bisher keine schriftlichen Belege aufgefunden worden, die diese These stützen. Stattdessen wird der Dresdner Kreuzchor aber im Jahr 1371 schriftlich erwähnt, so daß ein Alter von mehr als 650 Jahren als gesichert gilt.

Als in der Dresdner Kreuzkirche 1539 der erste lutherische Gottesdienst gehalten wurde, war der Kreuzchor beteiligt. Natürlich war und ist die Darbietung sakraler Musik die Hauptaufgabe des Knabenchors, aber bereits seit langem wird auch weltliche Musik aufgeführt. Ab 1717 kam es immer wieder zum Mitwirken der Kruzianer bei Opernaufführungen – übrigens stößt man auch heute in der Semperoper gelegentlich auf Inszenierungen, bei denen der Kreuzchor oder zumindest einzelne Mitglieder involviert sind.

Der Startschuß für die Konzerttätigkeit des Dresdner Kreuzchors fiel 1920, als die Knaben ein Gastspiel in Schweden gaben – im Jahr darauf konzertierten die Kruzianer in den Niederlanden. Selbst zu DDR-Zeiten war der Kreuzchor international unterwegs, so z.B. in Japan. Die Gegenwart sieht den Dresdner Kreuzchor mehrmals jährlich bei nationalen und internationalen Tourneen und Gastspielen.

Rudolf Mauersberger und Martin Flämig 

Die beiden bisher bedeutendsten Kreuzkantoren waren ab 1930 Rudolf Mauersberger und ab 1971 dessen Nachfolger Martin Flämig. Rudolf Mauersberger begründete die Tradition der Christ- und Ostermette, die bis heute fester Bestandteil der Weihnachts- und Osterfeste in der Dresdner Kreuzkirche sind. Mauersberger war es auch, der nach der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 den Dresdner Kreuzchor wieder neu formierte. Bereits am 4. August des gleichen Jahres fand in den Ruinen der Dresdner Kreuzkirche die erste Vesper unter Beteiligung der Kruzianer nach dem Krieg statt. Dabei wurde Mauersbergers Stück „Wie liegt die Stadt so wüst“ aufgeführt – seitdem singt der Kreuzchor dieses Werk an jedem 13. Februar zum Gedenken an den Untergang der Stadt.

Mauersbergers Nachfolger Martin Flämig übernahm die Chorleitung 1971 ungefähr zum Zeitpunkt der Verstaatlichung des Kreuzchores. Trotz des Druckes einer sozialistischen Kulturpolitik gelang ihm die Wahrung des christlichen Geistes innerhalb des Kreuzchores. Martin Flämig, der bis 1990 im Amt blieb, führte auch die beliebten Serenaden im Schlosspark von Schloss Pillnitz ein.

Die Zukunft des Dresdner Kreuzchores

Im Sommer 2022 wird mit dem aus Mecklenburg stammenden, 1973 geborenen Martin Lehmann endlich wieder ein ehemaliger Kruizaner Kreuzkantor. Nach seiner Zeit im Dresdner Kreuzchor studierte Lehmann an der Dresdner Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Chorleitung. Bereits während dieser Zeit war er künstlerischer Assistent des Dresdner Kammerchors sowie Mitbegründer und Leiter des Kammerchors cantamus dresden. Darüber hinaus nahm er einen Lehrauftrag an der Dresdner Musikhochschule wahr. Sein Aufbaustudium schloss er in den Fächern Chorleitung und Orchesterdirigieren mit Auszeichnung ab. Er ist Träger des Rudolf-Mauersberger-Stipendiums. Spätere Stationen Martin Lehmanns waren die Chöre Schola Cantorum Leipzig, Knabenchor Wuppertaler Kurrende und Kammerchor amici del canto. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet ihn mit Orchestern wie dem Freiburger Barockorchester, den Deutschen Kammer-Virtuosen Berlin, der WDR Big Band, Concerto palatino und der Akademie für Alte Musik Berlin. Lehmanns Repertoire umfasst u. a. die großen oratorischen Werke von Bach, Händel, Mozart, Mendelssohn sowie die geistliche und weltliche A-cappella-Chormusik aller Epochen. Seit 2012 leitete er den rennommierten Windsbacher Knabenchor, mit dem er regelmäßig an den großen Musikfestivals teilnahm. Konzertreisen mit den verschiedenen Ensembles führten Martin Lehmann durch Deutschland, das europäische Ausland sowie in den Vatikan, die USA, nach China und Indien. Zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen dokumentieren seine Arbeit.