Elbschlösser werden in Dresden die drei Schlösser genannt, die sich in einer sehr pittoresken Lage oberhalb des sogenannten Elbknies am Dresdner Elbhang im Stadtteil Loschwitz befinden. Neben dieser schönen Lage haben sie auch den Baustil gemeinsam: Alle drei wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts im damals typischen Stil des Historismus errichtet. Teilweise werden die Schlösser im Volksmund auch Albrechtsschlösser genannt.
Schloss Albrechtsberg
Dies geht auf das Schloss Albrechtsberg zurück, also das Schloss, mit dem in dieser Reihe der Anfang gemacht wurde. Auf dem von Lord Jacob Findlater (einem Pair von Schottland) um 1800 erworbenen und später nach ihm benannten Weinberg stand zunächst ein Landhaus.
1850 wurde der Besitz von dem am Hof in Berlin aufgrund einer nicht standesgemäßen Beziehung nicht mehr geduldeten Prinz Albrecht von Preußen erworben. Mit der Absicht, hier seinen neuen Hausstand für sich und seine Frau zu schaffen, ließ er den Architekten und Schinkel-Bewunderer Adolph Lohse einen prächtigen spätklassizistischen Schlossbau entwerfen, der ganz deutliche Anleihen an italienischen Renaissance-Schlössern genommen hat. Das somit erste der drei Elbschlösser ist ein in Sandstein ausgeführtes Gebäude und verfügt über quadratische Seitentürme, einen Erker und eine geschmückte Balustrade.

1925 kaufte die Stadt Dresden Schloss Albrechtsberg von einem Nachfahren des Erbauers und hat es seitdem im Besitz, wenn auch mit einer kurzen Unterbrechung, in der die Sowjetische Militäradministration das Gebäude nutzte. Heute finden im Schloss Kammerkonzerte der Dresdner Philharmonie, wofür sich der repräsentative Kronensaal besonders eignet. Die restlichen Räume des Schlosses – inklusive eines “Türkischen Bades” – sind übrigens genauso sehenswert wie der zum Schloss gehörige Park mit seinen Terrassen und einem “Römischen Bad” an deren unteren Ende.
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Das Lingner-Schloss
Die zunächst nach ihrem Erbauer Baron von Stockhausen benannte Villa entstand fast parallel zum Schloss Albrechtsberg als zweites der Dresdner Elbschlösser. Auffällige Architekturdetails sind die beeindruckende Treppenanlage an der mit Ecktürmen verzierten Eingangsfront und die besonders aus Richtung Elbe gut zu sehenden seitlichen Flügel, einer davon als Säulenhalle.
Der vielseitige Unternehmer und Philanthrop Karl August Lingner (übrigens auch Gründer des weltweit einmaligen und ebenfalls in Dresden ansässigen Hygiene-Museums) kaufte 1906 das Gebäude, welches schon kurze Zeit darauf allgemein nur noch als das Lingner-Schloss bezeichnet wurde. Er konnte sich immerhin bis zu seinem Tod noch zehn Jahre daran erfreuen und wohnte von 1908 bis 1916 hier. Unterhalb des Schlosses am Elbufer findet sich ein kleines Mausoleum, in dem Karl August Lingner seine letzte Ruhestätte fand.

Testamentarisch hatte Lingner verfügt, dass das Schloss in das Eigentum der Stadt übergehen solle. Die gesamte Bevölkerung sollte „die Schönheit dieser herrlichen, in Europa einzigartigen Lage genießen können“, was gemäß Lingner „Zum Besten von Dresden und Umgebung“ dient und er wünschte darum auch ausdrücklich „kein Etablissement für nur reiche Leute“, sondern ein der Allgemeinheit zugängliches Restaurant “mit bürgerlichen Preisen”.
Heute betreibt der Förderverein Lingnerschloss e.V. das Schloss im Sinne Lingners, öffnet also Restaurant und Biergarten mit dem schönen Blick auf Dresden für alle. Traditionell immer im Angebot sind ein Getränk, das entsprechend Lingners Wunsch nur 0,90 € kostet, und die sogenannten Lingnergerichte für unter zehn Euro.
Schloss Eckberg
Das dritte Schloss der Dresdner Elbschlösser ist das Schloss Eckberg. Es wurde in den Jahren 1856 – 1861 im neogotischen Tudorstil als das am weitesten stromaufwärts gelegene unter den drei Schlössern errichtet. Seinen prägnanten Namen erhielt das Schloss, weil es auf einer Art Felssporn errichtet wurde. Der verantwortliche Architekt war Christian Friedrich Arnold, ein Schüler des berühmten Gottfried Semper. Arnold errichtete das Schloss für den Großkaufmann John Daniel Souchay.
Heute ist das Schloss Eckberg eines der wichtigsten Hotels in Dresden und zählt aufgrund seiner exponierten Lage natürlich zu den Hotels mit dem besten Blick auf die Stadt und bis hinüber zur Sächsischen Schweiz. Betrieben wird es als Viersternehotel. Allerdings stellen die Betreiber auch preiswertere Zimmer im Kavaliershaus zur Verfügung, so daß man für eine Übernachtung nicht übermäßig tief in die eigene Tasche greifen muß.

Albrecht von Preußen als Initiator der Elbschlösser
Geboren am 4. Oktober 1809 in Königsberg, wuchs Albrecht in einer bemerkenswerten Familie auf, bestehend aus preußischen Königen und russischen Zaren. Er war der jüngste Bruder von Friedrich Wilhelm IV., Kaiser Wilhelm I., Zarin Alexandra Fjodorowna und der Großherzogin Alexandrine zu Mecklenburg-Schwerin. Seine Eltern, König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, brachten insgesamt zehn Kinder zur Welt. Seine Mutter starb jedoch tragischerweise, bevor Albrecht ein Jahr alt wurde.
Trotz der familiären Turbulenzen schlug Albrecht eine beeindruckende Militärkarriere ein und diente als Kavallerieoffizier in der Preußischen Armee. Er begann als Sekondeleutnant im 1. Garde-Regiment und stieg schließlich zum Generaloberst auf, mit Einsätzen in bedeutenden Schlachten, wie denen bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz.
Abseits des Schlachtfeldes lebte Albrecht ein ebenso aufregendes Leben. Nach seiner Scheidung von Marianne, Prinzessin von Oranien-Nassau, heiratete er morganatisch seine zweite Ehefrau, Rosalie Gräfin von Hohenau, geborene von Rauch. Diese Veränderungen in seinem Privatleben führten dazu, dass er seinen Wohnsitz von Berlin nach Dresden verlegte. Hier baute er das majestätische Schloss Albrechtsberg, das heute eines der bezaubernden Elbschlösser ist.
Während seiner Lebenszeit unternahm Albrecht auch verschiedene ausgedehnte Reisen, darunter eine Expedition zum Orient und das Heilige Land. In diesen fernen Ländern ließ er sich von den verschiedenen Kulturen und Landschaften inspirieren, die später in der Innenarchitektur von Schloss Albrechtsberg reflektiert wurden.
Nach seiner zweiten Heirat war Albrecht in Preußen unerwünscht, weshalb er sich für den prachtvollen Standort Dresden entschied. Schloss Albrechtsberg als eines der drei Elbschlösser wurde zwischen 1850 und 1854 erbaut und spiegelt Albrechts erlesenen Geschmack und seine Liebe zu weit entfernten Orten wider. Es verfügt über eindrucksvolle Landschaftsmalereien, die seine Lieblingsreiseziele wie Kairo, Konstantinopel, Meran und Neapel darstellen. Das Maurische bzw. Türkische Bad erinnert an seine beeindruckende Orientreise von 1843.
Albrecht verstarb am 14. Oktober 1872 und hinterließ ein beeindruckendes Erbe. Sein Leben war geprägt von außerordentlicher Verantwortung, leidenschaftlichen Liebesgeschichten und der Hingabe an seine Heimat. Er wurde im königlichen Mausoleum im Park von Schloss Charlottenburg in Berlin beigesetzt. Seine zweite Frau, Rosalie Gräfin von Hohenau, liegt hingegen in einem Mausoleum auf dem Gelände von Schloss Albrechtsberg.
Heute ist das Schloss Albrechtsberg – genau wie die beiden anderen Elbschlösser – ein fester Bestandteil der Dresdner Kulturlandschaft. Besucher können auf den Spuren von Prinz Albrecht wandeln und die Schönheit des Schlosses und seiner umliegenden Gärten bewundern. Die Erinnerung an Prinz Albrecht und seine bemerkenswerte Lebensgeschichte sind in diesen Mauern lebendig, und es ist eine Ehre, diese Geschichte mit der Welt zu teilen.
James Ogilvy, 7th Earl of Findlater, als Wegbereiter am Elbhang für die späteren Elbschlösser
Sind Sie bereit, in die facettenreiche Geschichte von James Ogilvy, dem 7. Earl of Findlater und 4. Earl of Seafield, einzutauchen? Dieser schottische Adlige, geboren am 10. April 1750, war nicht nur ein erfindungsreicher Amateur-Landschaftsarchitekt und Philanthrop, sondern auch ein bedeutender Beförderer des britischen Landschaftsgartens auf dem europäischen Festland.
Ogilvy wurde in eine angesehene Familie hineingeboren. Sein Vater war James Ogilvy, der 6. Earl of Findlater, und seine Mutter Lady Mary Murray, die Tochter von John Murray, dem 1. Herzog von Atholl. Nachdem er im Alter von zwanzig Jahren die Besitztümer und das Cullen House von seinem Vater geerbt hatte, setzte er sein Studium an der Oxford University fort, bevor er die Britischen Inseln für Brüssel in den Österreichischen Niederlanden verließ.
Es waren allerdings nicht nur Ogilvys adelige Abstammung und sein akademischer Hintergrund, die ihn zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit machten. Sein persönliches Leben war ebenso außergewöhnlich. Nach seiner Hochzeit mit Christina Teresa Murray lebte er nur kurzzeitig mit ihr zusammen. Sie war die Tochter von Sir Joseph Murray, Graf von Melgum, Baronet von Nova Scotia und Generalleutnant in der Armee des Heiligen Römischen Reiches.
Ogilvy ist oft unter denen aufgeführt, die Schottland aufgrund ihrer homosexuellen Orientierung verließen. Obwohl seine Gründe für das Verlassen seiner Heimat unklar sind, ist bekannt, dass er nach einem Streit mit der Herzogin von Gordon, Jane, nach einem unpassenden Witz, Schottland für immer verließ.
Trotz seines Exils blieb Ogilvy in die Verwaltung seiner Anwesen eingebunden und beauftragte renommierte Architekten wie Robert Adam und James Playfair mit der Entwicklung und Umgestaltung seines Anwesens in Cullen. Seine geschmackvolle Gestaltung und Aufteilung des Grundstücks wurde selbst von Zeitgenossen wie James Boswell und Dr. Samuel Johnson gelobt.
Ab 1794 besuchte Lord Findlater das böhmische Karlsbad (Karlovy Vary), um von den Heilwässern des Kurorts zu profitieren. Als großzügiger Mäzen der Stadt spendete er erhebliche Summen für wohltätige Zwecke und zur Verbesserung der Umgebung des Ortes.
1802 wurde Lord Findlater von Gräfin Henriette von Schall-Riaucour beauftragt, einen Landschaftsgarten im englischen Stil um das Gaussig-Haus in der Nähe von Bautzen zu gestalten. Ein Jahr später kaufte Johann Georg Fischer, Findlaters Privatsekretär, das Helfenberg Gut im Dresdner Elbtal im Namen seines Gönners. Dort ließ Findlater einen neoklassizistischen Palast errichten, der bald als „das schönste Familienpalais in Dresden“ bekannt wurde. Das dazugehörige Gelände entlang der Elbe wurde mit Pergolen, Teichen und Weinreben veredelt.
Lord Findlater
starb 1811 und vermachte seinen Dresdner Besitz an Fischer, der auf dem Helfenberg Gut bis zu seinem Tod im Jahr 1860 lebte. Der Titel des Earl of Seafield wurde an seinen Cousin Sir Lewis Alexander Grant weitergegeben, der auch den Nachnamen Ogilvy annahm.
Lord Findlaters Erbe ist noch heute sichtbar in der Schönheit und dem Charme der Elbschlösser in Dresden, und seine außergewöhnliche Geschichte ist eingebettet in die Architektur und Landschaftsgestaltung, die er geschaffen hat.