Meißen ist der Städtename, bei dem fast jeder sofort an Porzellan denkt. Zu Recht, denn schließlich ist Meißen die älteste Produktionsstätte des europäischen Hartporzellans. Diese 300-jährige Tradition wird bis heute von der Porzellanmanufaktur Meissen weitergeführt.

Aber Meißen ist noch mehr, denn es wird zugleich als „Wiege Sachsens“ bezeichnet, da hier vor 1100 Jahren mit der Gründung einer Burg die Grundlage für den heutigen Freistaat geschaffen wurde. Der heute zu besichtigende Nachfolgebau aus der Zeit um 1500 – die Albrechtsburg – gilt als der erste Schlossbau Deutschlands. Meißen war über Jahrhunderte hinweg Bischofssitz und Residenz, so dass eine prächtige mittelalterliche Stadt entstand, deren Besichtigung sich lohnt.

Genau wie im ebenfalls im Elbtal, aber südöstlich von Dresden gelegenen Pirna wurde die Altstadt liebevoll saniert und wartet nur darauf, von ihren Gästen entdeckt zu werden.

Die Albrechtsburg

Schon von weitem sichtbar thront über der Stadt an der Elbe der Burgberg mit dem Dom, der Albrechtsburg und weiteren mittelalterlichen Gebäuden.

Auf den Burgberg gelangen Sie vor allem auf zwei Wegen: Zum einen können Sie in der Meisastraße auf dem dortigen Parkdeck Ihr Auto abstellen und dann den Panoramaaufzug zum Burgberg hinauf nutzen.

Zum anderen gelangen Sie vom Markt in Meißen über die Burgstraße und die Schloßstufen nach oben. Letzterer Weg ist nicht nur schöner aufgrund der sehenswerten alten Häuser entlang der Burgstraße, sondern auch deshalb empfehlenswert, weil der Panoramaaufzug in den vergangenen Jahren immer wieder durch technische Defekte und dadurch verursachtes Steckenbleiben in die lokalen Schlagzeilen geriet …

Wenn Sie den Burgberg über die Schloßstufen von Westen betreten, stehen Sie zunächst auf dem Domplatz und können das große Westportal des Meißner Doms betrachten. Wenn Sie linker Hand am Dom vorbeilaufen, gelangen Sie in den Burghof und stehen vor der Albrechtsburg.

Wie bereits angedeutet, entstand an dieser Stelle 929 die erste Burganlage, um die hier siedelnden Slawen – die Ahnen des auch heute noch in Sachsen ansässigen Volkes der (Ober-)Sorben – zu unterwerfen.

Der heute zu sehende Bau entstand zwischen 1471 und 1500 und wurde ganz wesentlich unter der Leitung des Baumeisters Arnold von Westfalen errichtet. Die Albrechtsburg (diesen Namen erhielt sie Ende des 17. Jahrhunderts) zählt zu den schönsten weltlichen Bauten im Stil der Gotik in Deutschland.

Zugleich ist die Albrechtsburg der erste Schlossbau Deutschlands. Einige der hier (z.T. erstmals) entwickelten Bauformen – das Zellengewölbe wurde hier erfunden und die vorhangartigen oberen Abschlüsse der Hauptfenster wurden hier besonders elaboriert – wurden bis weit hinein in die Nachbarländer bei späteren Bauten kopiert.

Bemerkenswert ist auch der Große Wendelstein als große Haupttreppe, ausgeführt als kunstfertige und komplexe Steinmetzarbeit. 50 Jahre später sollte er auch in Sachsen, im Schloss Hartenfels in Torgau, als Vorbild dienen und vom dortigen Wendelstein noch einmal übertroffen werden.

Wendelstein der Albrechtsburg Meissen

Das Innere der Albrechtsburg wurde ab 1870 einer Sanierung nach dem Geschmack der damaligen Zeit unterzogen, das heißt mit historistischen Gemälden versehen, die die Geschichte der Burg illustrieren bzw. Stationen aus dem Leben Herzog Albrechts darstellen sollen.

Aktuelle Informationen über die Geschichte der Albrechtsburg, dem dortigen Leben im Mittelalter und über die Entstehungsgeschichte des Meissener Porzellans erhalten Sie in der Dauerausstellung vor Ort.

Ab 2029 wird auf der Albrechtsburg die 5. Sächsische Landesausstellung unter dem Titel „Meißen 929 – 1100 Jahre Sachsen“ gezeigt. Schon im laufenden Jahr – genauer gesagt ab September 2023 – zeigt die Ausstellung „Unter einem Hut 1423 – Ein Wettiner wird Sachse“, welchen hohen Stellenwert die Übertragung der Kurfürstenwürde in der sächsischen Landesgeschichte hat.

Der Dom zu Meissen

Beim Meißner Dom handelt es sich um einen der stilreinsten gotischen Dome, die europaweit bis heute erhalten sind, da er von vielen baulichen und gestalterischen Veränderungen, die in vielen Kirchen in den Jahrhunderten nach der Gotik vorgenommen wurden, verschont blieb.

Der Baubeginn des Dom zu Meißen liegt irgendwo in den Jahren um 1260 und zog sich bis 1410 hin. 1425 wurde vor das damalige Westportal eine Begräbniskapelle gesetzt, die wiederum mit einem neuen Westportal abgeschlossen wurde, das auch heute noch als Zugang zum Domplatz fungiert.

1477 setzte der parallel an der Albrechtsburg tätige Baumeister Arnold von Westfalen ein großes, drittes Geschoß auf die immer noch unvollendete Turmanlage auf. Die beeindruckende, weithin sichtbare und 81 Meter hohe Westturmanlage, die das heutige Bild des Meißner Domes prägt, entstand erst in den Jahren 1903 bis 1908 nach den Entwürfen des Architekten Otto Schäfer.

Dom zu Meissen - Blick auf die Westturmanlage und das Westportal des Meissner Domes

Übrigens lohnt sich eine Turmbesteigung bzw. Turmführung, die von einem beeindruckenden Blick auf die Dächer des historischen Meißen und dem wunderbaren Umland der Stadt abgeschlossen wird.

Das Innere des Meißner Domes birgt einige hochkarätige Kunstschätze.

Zum einen wären da die Skulpturen der Stifter Kaiser Otto I. sowie seiner Frau Adelheid auf der einen und Skulpturen des Evangelisten Johannes und des Heiligen Donatus auf der anderen Seite des Hohen Chors. Hinzu kommen die Skulpturen von Johannes dem Täufer, vom Diakon Stephan und von Maria mit dem Jesuskind in der Johanneskapelle. Alle diese Skulpturen stammen aus der sogenannten Naumburger Werkstatt, entstanden bereits um 1260 und sind von erlesener Qualität.

Auch Lucas Cranach d.Ä. steuerte Kunstwerke zum Meißner Dom bei: Seine Werkstatt lieferte das Gemälde für den Laienaltar, der vom Kirchenschiff aus vor dem – ungewöhnlich für eine evangelische Kirche – immer noch vorhandenen Lettner zu sehen ist. Und Lucas Cranach selbst fertigte für die Georgskapelle das dortige Triptychon.

Der bedeutendste Modelleur der Porzellanmanufaktur Meissen, Johann Joachim Kändler, schuf im Jahr 1760 aus Meißner Porzellan das Kruzifix und den Kandelaber.

Der Domplatz auf dem Burgberg Meißen

Auch die anderen Gebäude auf dem Burgberg in Meißen, die den Domplatz umschließen, sind eine nähere Betrachtung wert, denn sie sind ähnlich geschichtsträchtig und stammen zumeist aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Nach Nordwesten wird der Domplatz durch das langgezogene Kornhaus abgeschlossen. Die Südfront der Bebauung wird hingegen gebildet durch die Domherrenhöfe sowie das Bischofsschloss. Dessen massiver Rundturm, genannt der „Liebenstein“, prägt gemeinsam mit dem Dom und der Albrechtsburg die Silhouette des Burgberges.

Empfehlenswert ist der Besuch des Domherrenhofes Nr. 9: Neben guter Küche genießen Sie hier das Gefühl, in Meißens ältester Gaststätte zu speisen – sie wurde als Domschenke erstmals 1470 erwähnt und bietet von ihrer kastanienbestandener Terrasse aus einen wunderbaren Blick auf die Altstadt Meißens.

Meissen - Panoramablick vom Burgberg auf die Altstadt

Die Sehenswürdigkeiten der Meißner Altstadt

Auf dem Meißner Markt stehen sich die Frauenkirche (ja, nicht nur Dresden hat eine Frauenkirche, auch wenn diese berühmter ist als ihr Meißner Gegenstück) und das historische Rathaus quasi gegenüber. Letzteres wurde bereits in den 1470er Jahren errichtet und verdankt wichtige Aspekte seiner spätgotischen Gestaltung dem bereits oben erwähnten Arnold von Westfalen.

Die Frauenkirche stammt ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, wobei ihr Turm nach einem Brand Mitte des 16. Jahrhunderts neu errichtet werden musste. Im Inneren, das im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen breiter als lang ist, lohnt ein Blick auf den Altar von 1480. Im Turm hingegen finden Sie das erste Porzellanglockenspiel der Welt aus dem Jahr 1929 (ein weiteres Porzellanglockenspiel finden sie im Glockenspielpavillon des Dresdner Zwingers) mit 37 Glocken aus Meißner Porzellan. Folgende Stücke können Sie zu den angegebenen Uhrzeiten hören:

6:30 Uhr – Wachet auf, ruft uns die Stimme

8:30 Uhr – Großer Gott wir loben dich

11:30 Uhr – Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre

14:30 Uhr – Wir treten zum Beten

17:30 Uhr – Ein feste Burg ist unser Gott

20:30 Uhr – Lobet den Herren, den mächtigen König

Außerdem finden Sie um den Markt herum zahlreiche Bürgerhäuser, die während der Renaissance errichtet wurden.

Wenn Sie den Markt in nordöstliche Richtung verlassen, stehen Sie auf dem Heinrichsplatz und blicken auf Denkmal, das Heinrich I. gewidmet ist, der als Gründer der Stadt Meißen gilt. Ebenfalls am Heinrichsplatz finden Sie das Stadtmuseum Meißen, in dem Sie beispielsweise die größte und älteste Weinpresse Sachsens betrachten können. Untergebracht ist das Stadtmuseum in der ehemaligen Kirche des 1258 gegründeten Franziskanerklosters.

Altstadt Meissen - Tuchmachertor und Brauhaus