
Am Dresdner Elbhang, oberhalb des Blauen Wunders und neben den Elbschlössern, liegt das bekannteste Dresdner Villenviertel, genannt „Weißer Hirsch“.
Der Weiße Hirsch zeichnet sich neben seinen prächtigen Bauwerken vor allem auch durch seine einzigartige Lage oberhalb Dresdens aus. Dies hebt ihn hervor gegenüber den beiden anderen Villenvierteln in dieser Gegend, nämlich Blasewitz (quasi gegenüber auf der anderen, flachen Seite der Elbe) und Loschwitz (am Fuß des Elbhangs gelegen und nach oben hin nahtlos in den Weißen Hirsch bzw. nach Oberloschwitz übergehend).
Ein Spaziergang durch dieses pittoreske Viertel lohnt sich also jederzeit.
Zudem war und ist der Weiße Hirsch, dem der Schriftsteller Uwe Tellkamp in seinem epochalen Roman „Der Turm“ ein Denkmal setzte, auch eine der bevorzugten Wohngegenden der Dresdner Prominenz.
Weißer Hirsch: Sehenswürdigkeiten
Die historische Standseilbahn
Die Standseilbahn Dresden ist eine der beiden Dresdner Bergbahnen (die andere ist die Schwebebahn Dresden) und verbindet in der Nähe des „Blauen Wunders“ bzw. des Körnerplatzes das am Elbufer gelegene Loschwitz mit dem oben auf dem Elbhang gelegenen Villenviertel Weißer Hirsch.
Die Eröffnung der Standseilbahn erfolgte nur zwei Jahre nach der Einweihung des Blauen Wunders und diente dazu, den damals aufstrebenden und noch nicht eingemeindeten Kurort besser an die Stadt Dresden anzubinden. Die führerlose Dresdner Standseilbahn wurde 1895 zunächst mit Dampfbetrieb eröffnet und 1909 auf elektrischen Betrieb umgestellt.

Pro Jahr nutzen heute deutlich über 300.000 Fahrgäste die Standseilbahn, die auf ihrer Fahrt zwischen den beiden Villenvierteln eine wunderbare Aussicht bietet und historische Technik erfahrbar macht.
Die historische Schwebebahn
Die Schwebebahn Dresden ist eine der beiden Dresdner Bergbahnen (die andere ist die Standseilbahn Dresden) und verbindet in der Nähe des „Blauen Wunders“ bzw. des Körnerplatzes das am Elbufer gelegene Loschwitz mit dem oben auf dem Elbhang gelegenen Villenviertel Weißer Hirsch.
Die Dresdner Schwebebahn ist führerlos und wurde 1901 eröffnet. Damit ist sie die älteste und bis heute in ihrer Bauart einzige Bergschwebebahn. Sie bietet auf ihrer Fahrt zwischen den beiden Villenvierteln eine wunderbare Aussicht. Und sie macht historische Technik erfahrbar.
Die Sternwarte Dresden
Nur eine der beiden Sternwarten in Dresden ist öffentlich zugänglich: Die auf der Plattleite 27 befindliche und zum ehemaligen Forschungsinstitut „Manfred von Ardenne“ gehörende Sternwarte Dresden.
1956 eröffnet und 2007 umfassend aus privaten Mitteln finanziert, bietet sie heute bis zu 20 Gästen nach Anmeldung die Möglichkeit, den Sternenhimmel durch einen von nur sechs um 1910 von Carl Zeiss in Jena gebauten Zeiss-Refraktoren mit einem Objektivdurchmesser von 200 mm und einer Brennweite von 3000 mm zu betrachten.

Weißer Hirsch als Villenkolonie – die schönsten Villen
Villa Meißner (Villa Ardenne)
Die Villa Meißner, auch Villa Ardenne genannt, ist ein prächtiges Anwesen im Stil der Reformarchitektur mit neobarocken Elementen im Villenviertel Weißer Hirsch. Ihre einfache Fassadengestaltung und ihr markantes Dach mit Rundgiebeln, kleinen Dachfenstern und Aussichtsplattform sind sowohl baugeschichtlich als auch künstlerisch von Bedeutung. Ursprünglich vom Architekturbüro Lossow & Kühne für den Fabrikbesitzer Georg Meißner (1854–1920) erbaut, ging die Villa 1960 in den Besitz von Manfred von Ardenne (1907–1997) über.

Weißer Hirsch: Die Geschichte
Die Anfänge
Die Geschichte des heutigen Stadtteils „Weißer Hirsch“ in Dresden geht auf das Jahr 1420 zurück. Damals erhielten Mönche des Altendresdner Augustinerklosters von Kurfürst Friedrich I. ein Waldstück zum Holzschlagen, das südlich der heutigen Bautzner Landstraße lag. Noch heute ist der Name „Mönchsholz“ in Teilen der Gegend präsent.
Im Jahr 1664 erwarb Oberküchenmeister Georg Ernst von Dölau ein Weinbergsgrundstück entlang der alten Bautzner Poststraße, auf dem er ein Winzerhaus errichtete. Trotz seines Wunsches erhielt er jedoch keine Gast- und Schankprivilegien. Dies änderte sich 1685, als der kurfürstliche Kapellmeister Christoph Bernhard das Grundstück erwarb. Er errichtete in dem Winzerhaus eine Gaststätte, die 1688 das Schankrecht erhielt. Die Gaststätte, die aufgrund ihrer Lage nahe der Heide „Zum Weißen Hirsch“ genannt wurde, legte den Grundstein für den Namen des gesamten Stadtteils. Im Jahr 1726 wurde der erfolgreichen Gaststätte der Status „kanzleischriftsässiges Gut“ verliehen, der mit zahlreichen Privilegien verbunden war.
Im Laufe der Jahre wechselte das Gut mehrfach den Besitzer und wurde unter Oberlandweinmeister Heinrich Roos erneuert. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine kleine Gemeinschaft von Obst- und Gemüsebauern um das Gut herum, die auch als Winzer arbeiteten. Obwohl der Siebenjährige Krieg und die Truppendurchmärsche nach Osten die Gemeinde belasteten, ermöglichte die günstige Lage an der Verbindungsstraße das Überleben des Gutes. Im Jahr 1838 wurde der Weiße Hirsch zu einer freien Landgemeinde.
Im 19. Jahrhundert entdeckten Stadtbewohner den Vorort Dresden und die benachbarten Dörfer entlang des Elbufers als Ausflugsziel und zunehmend auch als sommerlichen Daueraufenthaltsort. Theodor Lehnert erkannte diesen Trend und errichtete 1867 am Nordwestrand des Weißen Hirschs ein luxuriöses Bad für Gesundheitsbedürftige, das „Fridabad“, benannt nach seiner Tochter Frida. Der Aufenthalt in der Sommerfrische wurde nun gerne mit einer Badekur kombiniert und ebnete den Weg für die Entwicklung des Weißen Hirschs zum beliebten Kurort.
Die Entwicklung zur Villenkolonie und zum Kurort bis 1945
Im Jahr 1872 erwarb Ludwig Küntzelmann, ein Hersteller von Seifen, das historische Gut „Weißer Hirsch“. Er unterteilte die Gutsländereien in Parzellen, auf denen eine „Kolonie von Villen und Sommerresidenzen“ entstand. Die zugelassene Bauverordnung untersagte den Betrieb gewerblicher Anlagen mit Dampfmaschinen sowie alle rauch- und geräuschbelastenden Einrichtungen. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle Gebäude im Villenstil errichtet und nicht höher als drei Stockwerke sein dürfen. Es war auch ein Mindestabstand zwischen den einzelnen Gebäuden vorgeschrieben. Im Jahr 1875 wurde auf Antrag von Küntzelmann dem Weißen Hirsch der Titel „klimatischer Kurort“ vom Innenministerium verliehen. Der 1876 gegründete „Verschönerungsverein Weißer Hirsch/Oberloschwitz“ trug maßgeblich zur Gestaltung der Umgebung bei – es wurden Bäume gepflanzt, Wege und ein Kinderspielplatz angelegt sowie Ruhebänke aufgestellt. Bis 1882 entstand so der „Waldpark“, eine wichtige Säule des Kurwesens.
Die Weiterentwicklung des „Weißen Hirschs“ zu einem europäischen Kurort von Rang wurde stark vom Arzt Heinrich Lahmann beeinflusst. Im Jahr 1887 pachtete er das insolvente Fridabad und eröffnete es im folgenden Jahr als „Dr. Lahmanns physiatrisches Sanatorium“ wieder. Lahmann stützte seine Behandlungen auf moderne Naturheilverfahren seiner Zeit und betrieb auf diesem Gebiet auch eigene Forschungen. Er mietete 15 Villen in der Nähe des Sanatoriums als Gästehäuser. Innerhalb weniger Jahre erlangte Lahmanns Sanatorium internationale Bekanntheit und zog jährlich bis zu 7000 wohlhabende Patienten an. Ärzte wie Heinrich Teuscher und Max Steinkühler folgten Lahmanns Beispiel und gründeten eigene Privatsanatorien auf dem „Weißen Hirsch“.
Mit dem Bau von zahlreichen Villen und der Ansiedlung vieler Geschäfte und Cafés entwickelte sich der „Weiße Hirsch“ zunehmend zu einer bevorzugten Wohngegend. Wie das angrenzende Loschwitz zog er Wissenschaftler, Künstler, Fabrikanten und hohe Beamte an. Ab 1897 war der „Weiße Hirsch“ eine unabhängige Kirchengemeinde, und 1898 wurde der Waldfriedhof angelegt. 1899 wurde der „Weiße Hirsch“ in das Dresdner Straßenbahnnetz integriert. Der Erste Weltkrieg bedeutete ein vorläufiges Ende des Kurortes „Weißer Hirsch“. Lahmanns Sanatorium wurde 1914 in ein Lazarett umgewandelt und erst 1919 wieder aufgelöst. Jacques Bettenhausen ließ das „Parkhotel Weißer Hirsch“ bauen und eröffnete es im Dezember 1914. Ab den 1920er Jahren wurden im „Parkhotel“ auch Vergnügungsveranstaltungen angeboten. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Kurbetrieb auf dem „Weißen Hirsch“ eingestellt und das Parkhotel zur Unterbringung von Mitgliedern der Wehrmacht genutzt.
Am 7. Januar 1921 wurde der Kurort „Weißer Hirsch“ in die Stadt Dresden eingegliedert und erhielt den neuen Namen „Kurort Weißer Hirsch-Dresden“. Allerdings hatte die Nachkriegszeit und die Inflation den einst blühenden Kurbetrieb stark beeinträchtigt, und er war bis 1919 fast zum Stillstand gekommen. Zudem veränderten das gestiegene Verkehrsaufkommen auf der Verbindungsstraße nach Bautzen und der Wandel in der städtischen Lebensweise die Attraktivität des Ortes.
In der Suche nach neuen Attraktionen, um die alte Kurtradition wiederzubeleben, fanden die Bewohner und Verantwortlichen zunächst in den heilenden Eigenschaften des Wassers einen Ausweg. Schon 1884 wurden die auf dem Gemeindegebiet gelegenen Quellen Degele und Schwesternquelle erschlossen und als Trinkwasser genutzt. Zwar fielen erste Untersuchungen und Probebohrungen in der Dresdner Heide positiv aus, doch der Versuch, ein Moorbad zu etablieren, scheiterte 1926 an fehlenden Investoren.
Die Heilwasserquelle des Weißen Hirschs stellte jedoch eine konstante Ressource dar und wurde ab August 1928 in einem Trinkpavillon auf dem Konzertplatz ausgeschenkt. Mit der Fertigstellung des Luft- und Schwimmbads in Bühlau im Jahr 1930 und der Eröffnung des Golfplatzes in der Dresdner Heide 1932 wurde dem Kurbetrieb neues Leben eingehaucht. Vor allem Künstler fühlten sich von den neuen Attraktionen und dem Charme des Weißen Hirschs angezogen.
Die blühende Zeit des Stadtteils „Weißer Hirsch“ als Kurort in Dresden wurde durch die politischen Entwicklungen im Dritten Reich deutlich getrübt. Mit der Verabschiedung der Nürnberger Rassengesetze ging der Besuch ausländischer Kurgäste stark zurück. Jüdische Kurgäste, die zuvor einen bedeutenden Anteil der Besucher ausgemacht hatten, standen vor drastischen Einschränkungen. Sie durften ausschließlich in jüdisch geführten Pensionen wohnen und wurden von Veranstaltungen und der Nutzung öffentlicher Einrichtungen wie dem Luftbad und der Lesehalle ausgeschlossen. Immer mehr Schilder mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“ prägten das Stadtbild.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Kurortbetrieb erneut unterbrochen. Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg wurden die Sanatorien ab 1940 hauptsächlich als Lazarette genutzt. Nach der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 dienten sie zudem als Auffanglager und Versorgungsstellen für die vielen Flüchtlinge, die in der zerstörten Stadt Unterschlupf suchten.
Villenviertel Weißer Hirsch vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam der Betrieb von Sanatorien im „Weißen Hirsch“, einem Dresdner Stadtteil, zum Stillstand. Im Jahr 1945 wurden zahlreiche Villenbesitzer enteignet, ihre Immobilien wurden in Volkseigentum überführt und dienten als Wohnstätten für Menschen, die durch den Krieg obdachlos geworden waren. Die opulenten Wohnungen in den Villen und ehemaligen Pensionen beherbergten oft 4 bis 5 Mietparteien. Bis zum Abzug der russischen Streitkräfte aus Deutschland im Jahr 1993 fungierte das Lahmannsche Sanatorium als Lazarett der Sowjetarmee. Andere Sanatorien und Villen beherbergten Kinder- und Lehrlingswohnheime.
Aufgrund der niedrigen Mieten, die aufgrund des staatlichen Eigentums an den Gebäuden festgelegt wurden, mangelte es an Geld und Material für deren Instandhaltung. Dennoch behielt der „Weiße Hirsch“ trotz der zunehmenden Belastung der Bautzner Landstraße durch Fernverkehr seine Attraktivität als Wohnviertel. Es zog Künstler, Wissenschaftler, Ärzte und auch prominente Staats- und Kulturfunktionäre an, die in den großbürgerlichen Villen ihren Wohn- oder Alterssitz fanden.
Nach dem politischen Umbruch im Osten Deutschlands und der Wiedervereinigung wurden viele Villen an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgegeben und umfassend saniert und modernisiert. Einige Gebäude, darunter das denkmalgeschützte Lahmannsche Sanatorium, blieben jedoch ungenutzt und verfielen. Das Gelände wurde erst 2011 verkauft und ab 2013 als Dr. Lahmann Park mit luxuriösen Wohnungen saniert. Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich zählt seit April 2015 zu den prominenten Bewohnern.
In der Nähe des „Weißen Hirschs“ gründete der Naturforscher Manfred von Ardenne im Jahr 1955 sein Forschungsinstitut in Oberloschwitz. Das international renommierte Institut, das rund 500 Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Mitarbeiter beschäftigte, konzentrierte sich auf anwendungsorientierte Forschung. Schwerpunkte waren die Nutzung von Elektronen- und Ionenstrahlung für wissenschaftliche und technische Zwecke, die Vakuumbedampfung, die Elektronenmikroskopie und weitere Bereiche der Biomedizintechnik. Insbesondere ab Mitte der 1960er Jahre lag der Fokus auf der Behandlung von Krebserkrankungen. Aus dem Institut entstanden die Unternehmen Von Ardenne Anlagentechnik GmbH und Von Ardenne Institut für Angewandte Medizinische Forschung GmbH, und auch das Dresdner Fraunhofer-Institut für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik hat seine Wurzeln im Ardenne-Institut.
Eine Fahrt mit der Dresdner Standseilbahn oder der Straßenbahnlinie 11 zum „Weißen Hirsch“ ist auch für Besucher aus anderen Stadtteilen und Touristen lohnenswert. Der am Nordrand des Stadtteils gelegene Konzertplatz „Weißer Hirsch“ grenzt an das Waldgebiet der Dresdner Heide und lädt sowohl im Sommer als auch im Winter zu einem Besuch ein. Jeden Winter wird der Platz zu einer Natureisbahn mit über 1.000 m² Eisfläche, auf der Eisstock gespielt werden kann – eine beliebte Aktivität für Firmen- und Familienfeiern. Die Konzertplatzküche bietet winterliche Köstlichkeiten an. Im Sommer dient der Platz als Veranstaltungsort, Freilichttheater, Biergarten, Kinderspielplatz und Event-Location.